2023-03-17 Reform der Krankenhausfinanzierung

Für die Reihe “Abgeordnet – angefragt” durfte ich dem Haller Tagblatt wieder drei Fragen beantworten. Diesmal ging es um die Reform der Krankenhausfinanzierung und die Krankenhausversorgung im ländlichen Raum.

Laut Deutscher Krankenhausgesellschaft erwarten rund die Hälfte der deutschen Krankenhäuser aus wirtschaftlichen Gründen in den kommenden Monaten eine Einschränkung der medizinischen Versorgung. Wie bewerten Sie diese Aussage?

Wir brauchen in Deutschland eine Reform der Krankenhausfinanzierung. Ansonsten drohen enorm viele unkontrollierte Klinikschließungen. Beispielsweise beträgt das Betriebsdefizit des Crailsheimer Krankenhauses dieses Jahr voraussichtlich 7,5 Millionen Euro. Es ist langfristig nicht tragbar, dass der Landkreis dieses hohe Defizit ausgleicht. Ich habe frühzeitig Gespräche mit unseren örtlichen Akteuren geführt, um deren Perspektive in den Reformprozess einbringen zu können. Mit der Reform der Krankenhausfinanzierung erreichen wir drei Dinge: Wir sichern die Krankenhausversorgung. Wir sichern die medizinische Qualität. Wir bremsen das Hamsterrad, in dem sich die Beschäftigten und Klinikleitungen derzeit bewegen müssen.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach plant eine Krankenhausreform mit drei Versorgungsstufen. Werden kleinere Krankenhäuser wie etwa das Klinikum Crailsheim dadurch benachteiligt?

Nein, die gegenwärtige Krankenhausfinanzierung benachteiligt strukturell Krankenhäuser im ländlichen Raum. Denn derzeit erhalten die Kliniken pro „Fall“ eine „Fallpauschale“. Sie müssen also möglichst viele „Fälle“ generieren, um ihre Kosten zu decken. Das ist aber im ländlichen Raum kaum möglich und auch nicht im Interesse der Patienten. Künftig sollen Gelder aus der Fallpauschale in Vorhaltepauschalen umgelegt werden. Diese werden an die Kliniken dafür ausbezahlt, dass sie Leistungen vorhalten. Jeder von der Fallpauschale in die Vorhaltepauschale umgelegter Euro ist ein guter Euro für den ländlichen Raum. Gleichzeitig sollen den Kliniken in Versorgungsstufen („Level“) eingruppiert werden. So können die knappen Ressourcen so gesteuert werden, dass die Krankenhausversorgung deutschlandweit gesichert ist.

Wie müsste Ihrer Meinung nach eine zukunftsfähige Krankenhauslandschaft aussehen?

Für die bestmögliche Krankenhausversorgung im Landkreis Schwäbisch Hall brauchen wir sowohl in Schwäbisch Hall als auch in Crailsheim ein Krankenhaus. Mit Blick auf die gegenwärtigen Zwischenstand der Reform ist es sehr wahrscheinlich, dass eine adäquate Versorgung im Landkreis gewährleistet werden kann. Wichtig ist, dass Bund und Bundesländern im Reformprozess weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten. So können wir die Gesetzgebung in diesem Jahr abschließen und 2024 in die Umsetzung einsteigen. In jedem Fall sollten unsere Häuser in Crailsheim und in Schwäbisch Hall künftig stärker zusammenarbeiten.