Fragen von Piotr Heller, FAZ, und Antworten von Kevin Leiser, MdB
1) Wird das Thema “Entwicklung biologischer und chemischer Waffen mit Hilfe von KI” im Verteidigungsausschuss diskutiert?
Das Thema war noch nicht auf der öffentlich einsehbaren Tagesordnung. Zu Diskussionen des Verteidigungsausschusses mache ich grundsätzlich keine Angaben. Denn der Ausschuss tagt aus Gründen der öffentlichen Sicherheit grundsätzlich nichtöffentlich.
2) Welche Bedeutung messen Sie Warnungen über eine Verbreitung von biologischen oder chemischen Waffen durch KI bei? Erleichtern die aktuellen Fortschritte in der KI Ihrer Meinung die Proliferation von Bio- und Chemiewaffen?
Aus meiner Sicht sind diese Warnungen ernst zu nehmen. KI hat viele positive Anwendungsmöglichkeiten. KI kann aber auch missbraucht werden. Wenn genügend Daten und Rechenkapazitäten vorliegen, dann kann ein entsprechendes KI-Modell leider auch den Bauplan von Molekülen oder Proteinen für Massenvernichtungswaffen erstellen.
3) Gibt es nach Ihrer Kenntnis konkrete Fälle, in denen KI bereits zur Herstellung oder zum Entwurf von Bio- oder Chemiewaffen eingesetzt wurde? Falls ja, könnten Sie dazu Beispiele oder Erkenntnisse teilen?
Nein.
4) Wie bewerten Sie das Risiko, dass nichtstaatliche Akteure (z. B. Terrorgruppen) Zugang zu KI-Technologien oder bio- und chemischen Waffen erlangen könnten? Gibt es Anzeichen dafür, dass bestimmte nichtstaatliche Akteure sich bereits für diese Technologien interessieren?
Da KI Entwicklungen beschleunigen und Kosten senken kann, steigt leider das Risiko. Der Aufwand für Herstellung und Transport bliebt jedoch hoch. Beispielsweise müssten entsprechende Waffen technisch sicher ins Zielgebiet transportiert werden. Bei nichtstaatlichen Akteuren kommt hinzu, dass sie ihre Aktivitäten sowie einen etwaigen Transport im Verborgenen durchführen müssten. Gleichwohl besteht leider keine hundertprozentige Sicherheit.
5) Welche Maßnahmen halten Sie für sinnvoll, um den oben skizzierten Risiken entgegenzuwirken?
Einerseits sollten öffentlich zugängliche KI-Modelle so konfiguriert sein, dass sie entsprechende Abfragen nicht beantworten. Wer allerdings einen eigenen Datensatz und genügend Rechenkapazitäten hat, könnte auch eigene KI-Modelle bauen. Dabei bleibt die Herstellung einer komplexen biologischen oder chemischen Waffe mit enormen Herausforderungen verbunden. Man benötigt viel Raum, Ressourcen und Energie. Einige Ausgangsmaterialien sind schwer zu erwerben. Andererseits sollten wir also unsere Nachrichtendienste so ausstatten, dass sie entsprechende Organisationen ausfindig machen können.